Weingebiete und ihre winzer
- Weinbaugebiet Mosel -


 

 

 

Einleitung

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Die Mosel, das viertgrößte deutsche Weinbaugebiet, ist unter Weinkennern weltbekannt und wird mit deutschem Riesling verbunden, der hier auch 60 Prozent der Anbaufläche einnimmt. Ein größerer Anteil der Rieslinge – bei den Spitzenwinzern teilweise über 50 Prozent – geht direkt in den Export in die ganze Welt. Davon viel nach England und in die USA.

Die gut gemachten Rieslinge der Mosel entfalten ein Feuerwerk mit Frucht, Mineralität und komplexen feinen Aromen von Zitrusfrucht – verbunden mit einem unverkennbaren Säurespiel, welches weltweit geliebt wird und in Deutschland eine Renaissance der restsüßen und edelsüßen Weine von der Mosel einleitet.

Neben Riesling werden auch in größeren Anteilen Müller-Thurgau und – besonders an der oberen Mosel – Elbling angebaut.

Das Moseltal mit fast 5.000 Winzerbetrieben schlängelt sich zwischen der Eifel im Norden, dem Hunsrück im Süden, tief eingeschnitten in typischen Moselschleifen mit 180-Grad-Kehren nach Osten bis zur unteren Mosel mit der Moselmündung in den Rhein bei Koblenz. An den Ufern, besonders der Mittelmosel, prägen Schiefersteilhänge das Bild mit einer einmaligen Weinterassenlandschaft. Spezieller und unbekannter ist die Zuordnung von Ruwer und Saar, den beiden Moselnebenflüssen, in das große Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer.

Das Zentrum der oberen Mosel ist Trier mit Muschelkalk- und Keuper-Böden. Die Mittelmosel mit ihren extremen Steillagen reicht von Schweich bis Reil, hier findet sich etwa 400 Millionen Jahre alter Devon-Schiefer. Die Rebstöcke müssen an dieser Stelle besonders tief wurzeln, um den Wasser- und Nährstoffbedarf zu sichern.
Die kühleren westlichen Gebiete an Saar und Ruwer, an denen früher schwierige Reifebedingungen vorherrschten, profitieren besonders vom Klimawandel. In den heißen Sommern der letzten Jahre gelangen in diesem Gebiet perfekte Weine mit Frische und spannendem Süße-Säure-Spiel, auch hier herrscht Devon-Schiefer vor.

Nachdem in 2017 Spätfröste im Frühjahr und ein nasser  Sommer im gesamten Gebiet zu uneinheitlichen Weinqualitäten führte, ist die Ernte 2018 homogen erfolgreich verlaufen. Der 2018er ist ein großer Moseljahrgang, der Reife, Frische, Frucht und Säure bei vielen Moselweinen perfekt vereint.

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Weingeschichte

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Ob die im Moseltal ansässigen Kelten 500 v. Chr. hier auch Wein anbauten, ist nicht eindeutig belegt – nur der Weinkonsum der Kelten gilt als historisch gesichert. In der vorrömischen Eisenzeit war das Trierer Tal bereits gerodet. Es gibt Nachweise für Siedlungen am Trierer Pacelliufer zu jener Zeit.

50 v.Chr. wurden Gallien und das Moseltal von den Römern unter dem Feldherren Gaius Julius Caesar erobert. 17 v. Chr. wurde Augusta Treverorum, die spätere Hauptstadt des weströmischen Reiches – das heutige Trier –, von den Römern gegründet und die Trierer Römerbrücke gebaut.

1985 wurde in Piesport in Zuge von Flurbereinigungsmaßnahmen eine römische Kelteranlage aus der Zeit um das 3. Jahrhundert n. Chr. entdeckt. Die antike Anlage bestand aus sieben Becken, davon drei Maischebecken, zwei Kelterbecken und mindestens ein Auffangbecken für die Rotweinherstellung. Einige der Becken konnten bis zu 12.000 Liter fassen. In einem kleineren Becken von 4.000 Litern fanden sich Hinweise auf eine installierte Baumpresse. Ein 20 Zentner schwerer Sandstein mit seitlichen Nuten zur Aufhängung gehört wohl zu den Resten des ehemaligen Kelters. Geht man von einer zweimaligen Füllung der Becken mit roten Trauben während einer Lesezeit aus, dann kommt man auf 60.000 Liter Rotwein, die hier verarbeitet wurden. Dies entspricht einer Anbaufläche von 10 ha. Die Kelteranlage kann man in Piesport besichtigen. Jedes Jahr im Oktober wird sie sogar zum Pressen von Trauben wieder in Betrieb genommen.

Unter Kaiser Domitian war der Weinbau in den gallischen Provinzen zum Schutz der Winzer im Süden zunächst eingeschränkt worden. Im 3 Jahrhundert n. Chr. nahm die römische Bevölkerung deutlich zu und große Heere wurden in den Provinzen stationiert. Der Weinverbrauch stieg rasant, Legionärssolde wurden teilweise in Wein ausgezahlt. So durfte unter Kaiser Probus dann wieder unbeschränkt lokaler Weinanbau erfolgen, damit der hohe Weinbedarf gedeckt werden konnte.

Etwa 100 Kultur-Rebsorten, darunter auch der Elbling, waren damals schon bekannt Es wurden Weinfeste mit Trankopfern gefeiert – wie die Vinalia Priora am 23.April oder die Vinalia Rustica am 19. August. Zu Beginn der Weinlese wurde für Jupiter ein Lamm geschlachtet. Zwischen Schlachtung und Opfergabe, mit der die Winzer Jupiter um gutes Erntewetter baten, wurden die ersten Trauben gelesen.

Nach dem Untergang des Römischen Reiches kamen Weinanbauflächen in Besitz des fränkischen Königshauses. Sie wurden oft an Klöster und Kirchengemeinden verschenkt. Erst im 8. Jahrhundert n. Chr. wurden die Rebfächen an der Mosel wieder erweitert. Karl der Große förderte den Weinanbau und gab gemäß der „Capitulare de villis“ die Weisung zur Rodung für den Weinanbau heraus. Er führte auch das Recht der Straußenwirtschaften ein, das den Winzern drei Monate im Jahr den Ausschank an jedermann erlaubte. Darüber hinaus beinhaltete das Capitulare Verbesserungen in der Lagerung und Herstellung von Wein, beispielsweise durften Trauben nicht mehr mit den Füßen entsaftet werden.
Die Klöster entwickelten den Weinbau und die Techniken weiter. Wein wurde im Mittelalter als saubere Flüssigkeitszufuhr zum Volksgetränk.

Eine klimatische Warmzeit im Mittelalter kam für den Weinanbau an der Mosel begünstigend hinzu. Im Hochmittelalter nach dem 11. Jahrhundert erweiterte man die Rebflächen an der Mosel auch auf die Steillagen. Es wurden auch Riesling-Reben angebaut, die Kreuzfahrern aus dem Libanon mitgebracht haben sollen. Erst der 30jährige Krieg 1618 bis 1648 führte zur Vernichtung vieler Rebflächen. Dazu kamen eine Kälteperiode und ein vermehrter Bierkonsum, so dass der Weinanbau in Deutschland nie wieder die Anbaufläche der ehemaligen 300.000 ha erreicht hat.

1787 erließ Wenzeslaus von Sachsen, Erzbischof und Kurfürst von Trier, eine Verordnung zur Verbesserung des Weines. Traubensorten mit schlechten Eigenschaften sollten dezimiert werden, der Qualitätsweinanbau hatte begonnen.

Die Moselweine erzielten gegen Mitte des 19. Jahrhunderts immer bessere Preise am deutschen Markt, in Trier und Bernkastel gab es Weinversteigerungen. Ende des 19 Jahrhunderts kam es dann auch an der Mosel durch den Reblausbefall zu einem kurzen, aber großen Einbruch des Weinanbaus. Auch nach dem 1. Weltkrieg und mit der folgenden Weltwirtschaftskrise erholte sich die Weinwirtschaft nicht wesentlich. Unter Hitler stabilisierten sich in den Vorkriegsjahren die Weinpreise unter anderem durch ein Weinanbauverbot in der Ebene zunächst. Auch ein Teil der Moselwinzer sympathisierte mit dem Naziregime, das Weinfeste zur Verknüpfung seiner Ideologie zu nutzen wusste.

Der jüdische Weinhändler Siegmund Loeb aus Trier emigrierte 1938 nach London. Im selben Jahr erfolgte das Verbot des Handels mit jüdischen Weinhändlern, die zuvor über 60 Prozent des deutschen Weinhandels abgewickelt hatten. Nach diesem Handelsverbot und dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs kam der Weinbau an der Mosel nahezu zum Erliegen. Erntehelfer waren meist sowjetische, belgische und französische Kriegsgefangene in Zwangsarbeit.

In der Nachkriegszeit kam es direkt nach der Währungsreform 1948 zu steigenden Preisen für hochwertige Moselweine. Traktoren und Geräte wurden angeschafft und die Weinanbauflächen rasch wieder ausgeweitet. Die ehemaligen landwirtschaftlichen Mischbetriebe formierten an der Mosel häufig zu reinen Winzerbetrieben.

Im Verlauf kam es auch nach Gründung der EWG 1957 zu keinem weiterem Absatzplus der Moselweine. Die Deutschen hatten mit 10 Litern Jahresverbrauch pro Kopf einen deutlich geringeren Weinverbrauch als die Italiener oder Franzosen. Der Jahrhundertwein von 1959 blieb in den Regalen liegen.

Die 70er und 80 er Jahre waren dann das dunkelste Kapitel der Moselweine. Saure Moselmoste wurden mit billigen italienischen Weinen verschnitten oder es wurde ihnen ganz legal bis zu 15 Prozent Zuckerwasser zugesetzt. Die Überproduktion führte zu weiterem Preisverfall in den 80er Jahren. 1985 beendete der Glykol-Skandal die Machenschaften. Auch viele Moselweine waren zur Versüßung mit giftigem Diethylenglykol aus österreichischen Weinen angereichert. Auch die Moselwinzer brachen nun mit der Aufzuckerung von Wein und ließen von nun an die Trauben länger reifen.

Die folgende Qualitätsoffensive an der Mosel und der Ausbau auch von trockenen Weißweinen machte den Moselwein weiter attraktiv für den Export. 1985 wurde der Bundesverband für ökologischen Weinbau mit 35 Firmen aus Rheinhessen, Pfalz, Baden und der Mosel von Rudolf Trossen gegründet. Eine neue Generation von Winzern übernahm die Güter der Winzernachkriegsgeneration, wovon ein Teil sich von Pestiziden und Herbiziden abwendete, auch an der Mosel. Die Weine von der Wehlener Sonnenuhr wurden besonders in der englischsprachigen Welt immer beliebter, der Bernkasteler Doctor hatte etwas das Nachsehen.

Der Winzer Ernst Loosen schuf nach 1980 an der Mosel einen neuen Weinstil durch Verzicht auf mineralische Dünger und drastische Ertragsreduktion in Verbindung mit Spontanvergärung mit natürlichen Hefen. Es entstanden Terroirweine, die das Rassige mit der würzigen Kraft verbanden. Dieser Stil wurde aber nach 2000 vom Weingut Loosen wieder verlassen. Ein weiterer Winzer, Dr. Manfred Prüm, bleibt seit den 70er Jahren seinem Weinstil der J.J Weine treu, eine extrem späte Lese und Bremsen der Entwicklung zugunsten langer Lagerfähigkeit.

Nach 2010 liegen deutsche Weißweine, und davon besonders die Moselrieslinge, im internationalen Trend. Die Globalisierung brachte den Moselwinzern nicht nur steigende Order aus den USA, England und den Niederlanden, sondern auch aus Asien und China.

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Große Lagen  (Grands Crus)





Wehlen Sonnenuhr

Bernkastel Doctor

Erden Prälat

Ürzig Würzgarten

Brauneberg Juffer-Sonnenuhr

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Spitzenweingüter

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Weingut Johann Josef Prüm, Dr. Manfred Prüm und Dr. Katharina Prüm, 54470 Bernkastel-Wehlen
20 ha, VDP, kein Bio

Das 1911 gegründete Weingut ist kontinuierlich seit den 80er Jahren bekannt für extrem langlebige grazile Weine mit Restsüße, die auch nach 20 Jahren ihre Frische nicht verlieren.
Außergewöhnliche Weinberge – wie Wehlener Sonnenuhr und Graacher Himmelreich, auf denen sich über die Hälfte der Paarzellen finden, verbunden mit extrem später Lese und gebremster Entwicklung zu Gunsten langer Lagerfähigkeit führen zu heiteren eleganten Weinen mit Restsüße. 80 Prozent davon gehen direkt in den Export.

Katharina Prüm, die Jura studierte, steht Ihrem Vater zur Seite. Angebaut werden nur Rieslinge. „Schön, dass uns die Natur verschiedene Jahrgänge gibt,“ sagt Manfred Prüm. Vielleicht stellt seine Tochter das Weingut ja auf Bio um. Die Herstellung trockener Rieslinge, die nur in Deutschland etwas Akzeptanz finden würde, ist inzwischen eingestellt..

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Weingut Clemens Busch, Clemens und Rita Busch, 56862 Pünderich
16 ha, Ecovin, VDP

Seit 1986 arbeiten Clemens Busch und seine Frau Rita ökologisch und seit 2005 biodynamisch. Der jüngste Sohn Johannes Busch, ein Geisenheim-Absolvent, unterstützt inzwischen.

In den vergangen Jahren konnte die Betriebsfläche an der unteren Terrassenmosel vor allem in den besten Lagen der Pündericher Marienburg ausgeweitet werden. Die einzelnen Parzellen, wie Fahrlay mit grauen Schieferböden  und Falkenlay mit blauen Schiefer, sind individuell ausgebaut. 99 Prozent sind mit Rieslingreben und 1 Prozent mit Spätburgunder bestückt.

1990 kam der erste Wein mit dem Namen einer Einzelparzelle, der Felsterrasse, zu den Weinliebhabern trockener Moselweine. Inzwischen werden mehrere Einzelparzellen vermarktet. Die großen einmaligen Weine kommen alle von der Pündericher Marienburg. Sie sind klar, dicht, mit mineralischer Würze und besonders fein. Sie lagern lange auf der Hefe, sind in großen Eichenholzfässern ausgebaut und benötigen nach der Abfüllung Zeit.

Vom Sitz der Familie Busch, einem wunderschönen Fachwerkbau von 1663, blickt man durch eine lichte Allee auf die Pündericher Marienburg am anderen Moselufer.

Clemens Busch ist für trockene Weine bekannt – das kommt in Deutschland an. Aber auch seine Edelsüßen sind überragend und finden internationale Anerkennung.

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Weingut Schloss Lieser, Thomas und Ute Haag, 54470 Lieser
22 ha, VDP, kein Bio

Thomas Haag, der Sohn von Wilhelm Haag, einem der besten Kellermeister der Mosel, stieg nach seinem Önologiestudium in Geisenheim in das Gut als Betriebsleiter ein. Seit dem entstand ein stetiger Wiederaufstieg. 1997 übernahm er das Weingut dann ganz.

Die Weine, 99 Prozent Rieslinge, werden spontan vergoren. Sie sind rassig und würzig, trocken oder süß und überzeugen mit höchster Qualität. In den letzten Jahren sind zu den bekannten besten Lagen, Wehlener Sonnenuhr und Brauneberger Juffer, zusätzliche Lagen, wie Bernkasteler Doctor, hinzugekommen.

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